Zu meinen Erinnerungen gehören bunte Schachteln, eigenhändig vor irgendwelchen Festen als Geschenkverpackung gebastelt, eine Art persönliche Note für Verwandte und Freunde. Wenn der Inhalt etwas karger ausfiel, hatte ich das Bedürfnis, ihn aufzuwerten. Was eignet sich besser, als eine fröhlich anmutende Geschenkschachtel. Man nehme buntes Papier, Karton, Schere, Glitzerkordel, wenn vorhanden (was in meiner Kindheit schon eine Besonderheit darstellte - Ostblock ließ grüßen!) und lasse der Kreativität freien Lauf.
| Stülpschachtel |
Heute bastelt man wieder, aber aus einem anderen Grund. Die bunten Schachteln in den Schaufenstern sind schön, aber uniform. Die individuelle Note fehlt. Sie ist es aber, was wir für unser Wohlsein benötigen. Gerade in den Monaten vor dem Advent beginnen Familien mit der Planung, was alles für die Erzeugung der freudigen Stimmung benötigt wird. Die privaten Fenster konkurieren sehr erfolgreich mit der Schaufenstern der großen Kaufhäuser. In der Verkaufswelt geht es um die Verführung zum Kaufen, in der kleinen Familie sowohl um den pädagogisch korrekten Zeitvertreib, als auch um den Glanz der heilen Welt. Weil die Eltern viel mehr Zeit der Kreativität im Alltag schenken können und der Stern des Fernsehens am Wochenende-Firmament absteigt, kommen neue Alternativen ins Spiel. Sport, Ausflüge, Kulturprogramm beim guten Wetter und eben Basteln beim schlechten etablierten sich bereits in der trauten Welt der kleinen Familie, ob sie klassisch aus Papa und Mama und Kindern besteht, oder eine Regenbogenfamilie ist.
Auch in der Verkaufswelt hat man diesen Wandel zur Kenntnis genommen. Gerade bei Kindern in Deutschland spielt das Aussehen, die Verpackung selbst ein große Rolle: Karteikarten mit Rätzeln sehen in einer bunter Schachtel spannender aus als in einer grauen.
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| Karteikarten-Schachtel, Stehsammler |
Daher bemühen sich viele Verlage, Bücher, Hefte und andere Printerzeugnisse in möglichst attraktive Verpackungen zu hüllen, um die Zielgruppe, das Kind, zu erreichen. Auch wenn Minderjährige selten über ausreichend Geld verfügen, so gibt es um die Meisten herum genug Tanten, Großeltern und Freunde der Familie, die gerne eine große Freude bereiten möchten. Es zählt in der heutigen Welt nichts mehr, als glänzende Kinderaugen. Gerade, weil sie sich vor lauter Überfluss immer schwieriger zu diesem Glanz verleiten lassen.
Daher bleibt es, allen oh die fröhliche und bunte Bescherungszeit das ganze Jahr über zu wünschen.
